Die Unternehmen in Deutschland sind in der Corona-Krise digitaler geworden – und das wird auch nach der Pandemie so bleiben.
Unter anderem Videokonferenzen und der Einsatz elektronischer Unterlagen statt Papier sollen weiter zum Alltag gehören und auch ausgebaut werden. Das Arbeiten von zuhause aus wollen die meisten Firmen dagegen zurückfahren oder ganz abschaffen, wie eine Umfrage des Digitalverbands Bitkom ergab.
Der Umfrage zufolge wurden angesichts der Corona-Einschränkungen in rund jedem zweiten Unternehmen Videokonferenzen statt persönlicher Treffen eingeführt, weitere gut 40 Prozent weiteten ihren Einsatz aus. Nach dem Ende der Pandemie wollen 61 Prozent sie beibehalten, 7 Prozent wollen sie sogar weiter ausbauen.
Noch klarer fällt die Meinung zur Nutzung digitaler Dokumente statt Papier aus: Nach dem Ende der Pandemie wollen 70 Prozent der Unternehmen dabei bleiben und weitere 25 Prozent ihren Einsatz auch ausbauen. Dabei griffen in der Corona-Krise 37 Prozent der Firmen überhaupt zum ersten Mal darauf zurück. Damit einher geht auch eine Zustimmung für digitale Signaturen.
Skepsis beim Homeoffice
Beim Homeoffice zeigt sich aber viel Skepsis. Während 37 Prozent ihre Beschäftigten zum ersten Mal von zuhause aus arbeiten ließen und 44 Prozent verstärkt auf das Modell zurückgriffen, stehen vielerorts die Zeichen auf eine Rückkehr zum Arbeitsplatz. In gut jeder vierten Firma soll Homeoffice nach dem Ende der Pandemie abgeschafft werden, weitere 45 Prozent wollen die Nutzung reduzieren. Nur 4 Prozent wollen noch stärker auf Heimarbeit setzen, während 23 Prozent das aktuelle Niveau beibehalten wollen.
Es zeige sich die Tendenz bei deutschen Unternehmen, «dass man die Mitarbeiter ganz gerne sieht», kommentierte Bitkom-Präsident Achim Berg am Mittwoch. Sie seien an hybriden Lösungen interessiert. Zum einen gehe es darum, dass die Bindung zum Unternehmen nicht verlorengehe. Zum anderen könnten viele Jobs aber auch nicht von zuhause aus erledigt werden. «Das Homeoffice komplett für ganze Belegschaften – das wird, glaube ich, so nicht passieren.»
Insgesamt habe die Pandemie zu einem nachhaltigen Digitalisierungsschub in der deutschen Wirtschaft geführt, sagte Berg. «Die wegen Corona aus der Not heraus eingeleiteten Digitalisierungsmaßnahmen haben sich vielerorts bewährt und werden auch in einem künftigen Normalbetrieb vorangetrieben.» In der Umfrage gaben 92 Prozent der Firmen an, dass die Digitalisierung in der Corona-Zeit für sie an Bedeutung gewonnen habe. Ein Jahr zuvor lag der Anteil bei 84 Prozent.
Datenschutz als Bremse
Als eine Bremse für die Digitalisierung bezeichneten 79 Prozent die Datenschutzanforderungen, das waren 10 Prozentpunkte mehr als vor einem Jahr. Die Firmen seien nicht grundsätzlich gegen Datenschutz, betonte Berg. Es gehe auch nicht so sehr um die gesetzlichen Vorgaben an sich. «Die riesige Verunsicherung, die wir hier sehen, liegt darin, dass wir ein wirklich weltweit einmaliges Auslegungs-Wirrwarr mit 16 Datenschutz-Beauftragen in den Ländern und einem im Bund haben.»
Als «gefährlich» bezeichnete der Bitkom-Chef das Umfrage-Ergebnis, wonach 37 Prozent der Unternehmen die Digitalisierungs-Investitionen im kommenden Jahr zurückfahren wollen. «Digitalisierung gibt es nicht zum Null-Tarif», mahnte er.
Der Bitkom ließ für die Studie im September und Oktober 602 Unternehmen ab einer Größe von 20 Mitarbeitern befragen.
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