Nach dem Sturm auf das US-Kapitol verschärft Twitter das Vorgehen gegen Unterstützer der Verschwörungstheorie QAnon. Seit vergangenem Freitag seien mehr als 70.000 Accounts gelöscht worden, teilte der Kurznachrichtendienst mit.
In vielen Fällen habe eine Person mehrere Profile betrieben. In den vergangenen Tagen beklagten unter anderem US-Außenminister Mike Pompeo und andere Personen aus dem Umfeld von Präsident Donald Trump, dass sie schlagartig mehrere Zehntausend Follower verloren hätten.
Die zentrale Behauptung der QAnon-Anhänger ist, dass es eine Verschwörung gegen Trump in den tieferen Schichten des US-Regierungsapparats («deep state») gebe, gegen die er ankämpfe. Außerdem behaupten sie oft, prominente Politiker der Demokratischen Partei in den USA ließen sich mit Hormonen behandeln, die aus dem Blut von Kindern gewonnen würden. Ein Strang davon war die «Pizzagate»-Theorie, die dazu führte, dass Ende 2016 ein bewaffneter Mann in eine Pizzeria in Washington stürmte, um dort angeblich gefangen gehaltene Kinder zu befreien. Er wurde von der Polizei festgenommen, niemand wurde verletzt.
Bei der Erstürmung des Kapitols durch Trump-Anhänger waren auch Personen mit QAnon-Symbolen in Fotos und Videos zu sehen. In den vergangenen Wochen waren in der Szene auch Trumps falsche Behauptungen über angeblichen Wahlbetrug aufgegriffen und weitergesponnen.
Das «Q» fand sich seit Jahren bei vielen Kundgebungen des Präsidenten auf Fahnen und Bannern. Trump weigerte sich stets, sich von der Verschwörungsbewegung zu distanzieren. Im August 2020 etwa sagte er: «Wie ich verstehe, mögen sie mich sehr, was ich zu schätzen weiß.» Im Oktober behauptete er dann: «Ich weiß nichts über QAnon.» Er habe aber gehört, «dass sie sehr entschieden gegen Pädophilie sind, und dem stimme ich zu». Bei der Wahl im November zog ins Repräsentantenhaus für die Republikaner Marjorie Taylor Greene ein, die QAnon öffentlich unterstützt hatte.
Twitter, Facebook und Youtube gehen bereits seit Sommer gegen QAnon-Gedankengut vor. Jetzt kündigte auch Amazon an, Produkte mit Symbolen der Bewegung von der Plattform zu verbannen.
Nach dem Sturm auf das Kapitol hatten Twitter und Facebook bereits Trumps Accounts bis auf Weiteres gesperrt. Der scheidende Präsident verlor auch eine potenzielle nächste Online-Plattform. Die wegen loser Inhalte-Regeln bei seinen Anhängern beliebte Twitter-Kopie Parler ging vom Netz, nachdem Amazon seine Dienste als Infrastruktur-Anbieter kündigte. Parler klagte am Montag deswegen gegen Amazon.
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