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Twitter: Neue Abo-Regelung führt zu Fake-Accounts von Promis

Nach dem neuen System bekommen das Verifikations-Häkchen alle Twitter-Nutzer, die ein Abo für acht Dollar im Monat abschließen. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Bisher zeigten Häkchen bei Twitter, dass hinter dem Account tatsächlich ein Prominenter steckt, dessen Identität von Twitter bestätigt wurde. Ein Zick-Zack-Kurs sorgt jedoch für Verwirrung.

Trotz drohender Sperren haben einige Twitter-Nutzer nach der Umstellung des Verifikationssystems Fake-Accounts mit Namen von Prominenten angelegt. Die begehrten Verifikations-Häkchen, mit deren pauschaler Vergabe an Abo-Kunden Twitter einen neuen Weg beschreitet, wurden umgehend für irreführende Beiträge missbraucht.

So wurde über den angeblichen Account des Basketball-Stars LeBron James am Mittwoch verkündet, dass er die Los Angeles Lakers verlassen wolle. Es war einfach, den Account für echt zu halten: Neben dem Namen des Sportlers stand das bekannte weiße Häkchen auf blauem Hintergrund, und auch der Account-Name war zum Verwechseln ähnlich: «@KINGJamez» statt des echten «@KingJames». Der Account wurde zwar gesperrt – aber erst nachdem er bereits breitere Aufmerksamkeit bekommen hatte.

Auch Nintendo betroffen

Der Twitter-Support twitterte, dass man solchen Fällen «aggressiv» nachgehe. Dennoch wurden auch für andere Sportler, Prominente und Unternehmen Fake-Accounts angelegt. Es traf unter anderem die Spielefirmen Nintendo und Valve, auch ein angeblicher Account von Donald Trump kehrte zeitweise zu Twitter zurück. Der Ex-Präsident ist seit Januar 2021 bei Twitter verbannt, seit er sich freundlich über seine Anhänger geäußert hatte, die das Kapitol in Washington stürmten.

Das Verifikations-Häkchen war bisher Prominenten, Politikern, Organisationen und Unternehmen vorbehalten, deren Identität von Twitter geprüft wurde. Nach dem neuen System bekommen es alle, die ein Abo für acht Dollar im Monat abschließen. Eine Prüfung gibt es nicht mehr. Twitter-Chef Elon Musk sagte, er gehe davon aus, dass die Authentifizierung durch Bezahldienste und App-Plattformen sowie das Risiko, bei Verstößen den Account und das bezahlte Geld zu verlieren, ausreichenden Schutz gegen Missbrauch böten.

Zeitweise war auch ein zusätzliches graues Häkchen mit dem Wort «Official» für bisherige Inhaber verifizierter Accounts in Aussicht gestellt. Musk stoppte in einer Kehrtwende aber dessen Einführung am Mittwoch nach nur wenigen Stunden wieder. Es ist unklar, ob es zurückkommt. Aktuell geht beim Anklicken des Häkchens aus dem dann erscheinenden Text hervor, ob es ein verifizierter Account von früher oder eines der neuen Symbole aus dem Abo ist. Das Acht-Dollar Abo ist bisher nur in wenigen Ländern verfügbar.

Weitere Führungskraft scheidet aus

Unterdessen geht der Exodus von Führungskräften bei Twitter weiter. Am Donnerstag kündigte die bisherige Chefin für Informationssicherheit, Lea Kissner, ihren Abgang an. Zu den Gründen machte sie zunächst keine Angaben, auf Twitter bezeichnete sie den Schritt als «schwere Entscheidung».

Wer den Job nun macht, ist unklar. Elon Musk hatte unmittelbar nach Abschluss des Twitter-Kaufs den Vorstandschef Parag Agrawal und andere Top-Manager gefeuert, dann löste er den Verwaltungsrat auf und ernannte sich zum «alleinigen Direktor».

Schritt hin zu einer Allzweck-App?

Der Tech-Milliardär hatte nach der rund 44 Milliarden Dollar schweren Übernahme von Twitter als einen der ersten Schritte die Neuordnung der Account-Verifizierung angekündigt. Er verkündete, dass bisherige Inhaber verifizierter Accounts, die keine acht Dollar im Monat bezahlen wollen, in einigen Monaten ihre Häkchen verlieren würden. Und mit der Zeit sollen Tweets von Abo-Kunden auf der Plattform bevorzugt angezeigt werden.

In einer Online-Unterhaltung mit Werbekunden kündigte Musk Pläne für Geldgeschäfte unter dem Dach von Twitter an. Das könnte ein Schritt hin zu einer Allzweck-App nach Art etwa von WeChat in China sein, die Musk als mögliche Zukunft von Twitter ins Gespräch gebracht hatte. Er betonte dabei auch, dass es bisher keine Änderungen beim Umgang mit anstößigen Inhalten gegeben habe. Bis das von Musk angekündigte Gremium zu solchen Inhalten gebildet wird, könnten noch einige Monate vergehen. Es werde eine eher beratende Funktion haben, betonte er.

Musk äußert Verständnis

Musk zeigte zugleich nun Verständnis dafür, dass manche Werbekunden sich zurückhielten und erst sehen wollten, «wie sich die Dinge entwickeln». Am Anfang hatte er noch in einem Tweet gedroht, sie öffentlich bloßzustellen. Nach der Übernahme hatten unter anderem Autohersteller und Tesla-Konkurrenten wie Volkswagen, aber auch andere Unternehmen wie der Pharmakonzern Pfizer und der Lebensmittelriese Mondelez vorläufig auf Anzeigen bei Twitter verzichtet. Nach Musks Ankündigungen, mehr Redefreiheit bei dem Dienst zu etablieren, war die Sorge groß, dass auch mehr anstößige Inhalte auf die Plattform kommen könnten.

«Ganz offensichtlich denke ich nicht, dass es toll ist, Hassrede neben einer Anzeige zu haben», sagte Musk. Er glaube aber, dass das Acht-Dollar-Abo am Ende im Kampf dagegen helfen werde. Werbeerlöse machten zuletzt mehr als 90 Prozent der Twitter-Einnahmen aus und die Zurückhaltung der Anzeigenkunden führte laut Musk zu einem Umsatzeinbruch.