In Tausenden Apotheken haben sich am Montag bundesweit Menschen einen digitalen Corona-Impfnachweis besorgt.
Zwei Drittel der Apotheken bieten den Service für vollständig gegen das Coronavirus Geimpfte an. Für die Bürgerinnen und Bürger ist er kostenlos. Am Vormittag kam es in einigen Regionen zu technischen Problemen und Überlastungen von Servern. Die Apotheken sprachen aber insgesamt von einem gelungenen Start und rieten den Menschen, sich nicht alle sofort einen digitalen Impf-Nachweis zu holen.
Mehr als 13.000 Apotheken bieten die Leistung an, wie der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverband (DAV), Thomas Dittrich, sagte. Apothekerverbände aus den Bundesländern meldeten eine hohe Nachfrage, vereinzelt bildeten sich demnach kleine Schlangen vor den Apotheken. Auf dem Online-Portal mein-apothekenmanager.de, wo man teilnehmende Apotheken abrufen kann, kam es laut Dittrich zu einer «extrem hohen Nachfrage». Phasenweise war das Portal am Vormittag nicht zu erreichen. Aus mehreren Bundesländern meldeten Apotheken zunächst auch Probleme beim Zugriff auf den Apotheken-Server, die im Tagesverlauf aber behoben waren. Nach Angaben des Brandenburger Apothekerverbandes lag das an der Vergabe von neuen Passwörtern aufgrund höherer Sicherheitsanforderungen.
Der digitale Nachweis ist eine freiwillige Ergänzung des weiter gültigen gelben Impfheftes aus Papier. Deutschland setzt damit ein Vorhaben der Europäischen Union um. Dafür wurden einheitliche Details eines Zertifikats vereinbart, mit dem man Impfungen, Tests und überstandene Covid-19-Erkrankungen nachweisen kann. Die App soll als Beleg bei gelockerten Corona-Beschränkungen eingesetzt werden können und zur Sommerferienzeit Reisen in Europa erleichtern. Der digitale Nachweis sei komfortabel, einfach und sicher, betonte Dittrich. Einfacher sei es auch für jene, die einen Impfstatus überprüfen möchten, sagte der Verbandsvorsitzende im ZDF-«Morgenmagazin».
Mittlerweile sind nach Angaben des Robert Koch-Instituts vom Montag rund 21,8 Millionen Menschen in Deutschland vollständig geimpft – mehr als ein Viertel der Bevölkerung. Bei den über 60-Jährigen hat bereits etwa die Hälfte der Menschen den vollen Impfschutz, wie Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) auf Twitter schrieb. Eine erste Impfung haben 48,4 Prozent (40,2 Millionen Menschen) hinter sich, bei den über 60-Jährigen sind es laut Spahn bereits 80 Prozent.
Dittrich empfahl, dass nicht alle sofort zu ihrer Apotheke eilen. Die Apotheken würden den Service auch in den kommenden Wochen anbieten. Auch bleibe der gelbe Impfpass gültig. «Es werden alle, die diesen digitalen Impfnachweis haben wollen, diesen auch bekommen», stellte Dittrich klar.
Wer sich den digitalen Nachweis holen möchte, muss Impfheft oder Nachweis vom Impfzentrum sowie ein Personaldokument mitbringen. Die Apotheke trägt die Daten – Name, Vorname, Geburtsdatum, Impfstoff und Impftermin sowie Dosis – dann in eine Webanwendung ein, für die sie sich autorisieren lassen musste, wie Dittrich erläuterte. Die Daten würden an das Robert Koch-Institut übertragen. Dort werde der digitale Impfnachweis erstellt, der dann zurück an die Apotheken geht. Dort kann der Geimpfte ihn dann per QR-Code in sein Smartphone übertragen.
Ob, wann und auf welchem Weg neben Apotheken auch Impfzentren oder Ärzte Nachweise für bereits vollständig Geimpfte ausstellen, hängt vom jeweiligen Bundesland ab. In Bayern oder Sachsen-Anhalt etwa sollen Menschen, die bereits in Impfzentren geimpft wurden, über eigens eingerichtete Websites Zugang zum Zertifikat bekommen. In Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sollen Impfnachweis per Post verschickt werden.
Grundsätzlich trifft ein digitaler Corona-Impfnachweis laut einer Umfrage auf große Zustimmung. Dass dies sinnvoll sei, trifft für 69 Prozent der Befragten «sehr zu» oder «eher zu», wie die Umfrage im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller ergab. Am größten war die Zustimmung demnach bei Menschen ab 60 Jahren mit 79 Prozent, am geringsten bei Befragten zwischen 30 und 39 Jahren mit 55 Prozent. Für die Umfrage wurden den Angaben zufolge 1000 Menschen ab 18 Jahre vom 18. bis 25. Mai vom Institut Nielsen befragt.
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