Der Marktstart der dreidimensionalen Hologramm-Telefonie für Endverbraucher rückt etwas näher. Die Softwarefirma Matsuko verkündete auf der Mobilfunk-Messe MWC in Barcelona, dass sie mit dem Verkauf eines Produktes an Firmen begonnen hat, welches das 3D-Erlebnis wesentlich verbessert. «Seit heute ist es verfügbar», sagte die Chefin des slowakischen Unternehmens, Maria Vircikova. Hierbei ist es nötig, eine Virtual-Reality-Brille zu tragen, in so einer Brille sieht der Nutzer besagte Hologramme. Einer der ersten Kunden für das neue, bei der Messe vorgestellte Produkt ist das Bielefelder Bauunternehmen Goldbeck.
Bei Videokonferenzen, die mit Matsuko-Software übermittelt werden, war bisher nur eine Person als dreidimensionales Abbild zu sehen – in der Regel der zentrale Redner, den die Zuhörer in ihrer Virtual-Reality-Brillen sahen. Wenn diese Zuhörer selbst etwas sagten, erschienen sie nicht als 3D-Abbild. Das ändert sich nun. Hinzu kommt, dass zwischen ihnen ein virtuelles Modell erscheinen kann – etwa ein Haus, das noch gebaut werden soll, oder eine Maschine, die verbessert werden muss. Für Architekten, Ingenieure oder Designer kann es hilfreich sein, das Objekt vor sich zu sehen und gemeinsam darüber zu sprechen.
Privatkunden-Marktstart 2026 angepeilt
Bis Holografie zum Massenmarkt für Privatkunden wird, wird es noch dauern. Der spanische Telekommunikationsanbieter Telefónica mit seiner deutschen Tochter O2 peilt einen Marktstart 2026 an. Dann könnten O2-Kunden ihre Gesprächspartner dreidimensional vor sich sehen – vorausgesetzt, sie tragen eine VR-Brille. Was das für Privatkunden kosten könnte, ist noch unklar. Denkbar ist aber, dass die Kunden in ihrem Tarif eine Zusatzoption buchen und dann Zugriff haben auf die Technologie.
Die Telekommunikationsbranche hat große Erwartungen an diese neue Art der Kommunikation. «Es wird natürlicher», sagt der Telefónica-Entwickler David Moro. Durch die 3D-Sicht rückten die Gesprächspartner einander näher. «Je besser sie ihre Emotionen offenlegen können, desto besser ist die Kommunikation.» Moro betont, dass der Netzbetreiber Telefónica technisch gesehen bereit sei für eine Holografie-Einführung für Privatleute. Allerdings hätten bisher noch zu wenige Menschen kompatible VR-Brillen, als dass diese Technologie im großen Stil genutzt werden könnte. «Nach unserer Prognose dauert es noch zwei bis drei Jahre, bis der Massenmarkt da ist.» Zu den Anbietern von VR-Brillen gehören Apple und Meta.
Bis zu zehnmal mehr Daten
Sollten 3D-Telefonate in den Jahren danach tatsächlich von einer breiten Öffentlichkeit genutzt werden, würde das die Netzbetreiber vor Herausforderungen stellen. Denn nach den Worten von Moro braucht ein Hologramm-Telefonat fünf bis zehn Mal so viele Daten wie ein normales Videotelefonat ohne 3D-Effekt. Die Netzbetreiber versprechen sich dennoch viel von der neuen Technologie, schließlich könnten ihre Übertragungsnetze dann noch wichtiger werden als sie es im Digitalzeitalter ohnehin schon sind.
Matsuko ist nicht der einzige Entwickler von Holografie-Software. Ihm kommt aber eine zentrale Rolle zu, schließlich arbeitet er mit mehreren Netzbetreibern zusammen. Das neue, am Dienstag vorgestellte Produkt könnte bei der Etablierung der Technologie ein Meilenstein sein.
Es kommt auch Künstliche Intelligenz vom Chiphersteller Nvidia zum Einsatz. Dank dieser KI sehen die Teilnehmer die Gesprächspartner ohne VR-Brillen, obwohl diese währenddessen die Brillen tragen. Das ist möglich, da sie sich vorher kurz abgefilmt haben. Danach ergänzt die KI das 3D-Abbild um die Augenpartie, die während des Meetings von der VR-Brille bedeckt ist. Dadurch wirkt es so, als ob die Gesprächsteilnehmer Augenkontakt haben. Während des Videocalls müssen sie ihr Smartphone vor sich haben, dessen Kamera sie filmt.
Telekom hat einen Holografie-Router
Direkt neben dem Telefónica-Messestand, an dem Matsuko seine Fortschritte vorgestellt hat, hat die Deutsche Telekom ihren aktuellen Standort bei dem Branchentreffen in Barcelona. Bei einer der Magenta-Neuheiten geht es ebenfalls um Holografie: Die Telekom will die Nutzung von Routern verändern, indem sie ihnen einen Zusatznutzen gibt. Als Konzeptstudie stellten die Bonner Entwickler vor, wie das geschehen könnte.
Ein Vorschlag: Auf dem Router könnte eine Glaskugel sein, in dem der Anrufer als dreidimensionales Abbild erscheint. Im Gegensatz zu der Matsuko-Entwicklung ist hierfür keine Virtual-Reality-Brille nötig, der Betrachter sieht den 3D-Effekt mit den bloßen Augen. Beim Router-Prototyp der Telekom leuchten drei Lampen von unten gegen vibrierendes Hightech-Plastik, das in der Glaskugel ist und von der Firma Voxon Photonics entwickelt wurde. Der Anrufer erscheint als eine etwa 20 Zentimeter große Figur. Ob so ein Glaskugel-Router mit 3D-Effekt jemals zu einem Produkt wird und im Laden zu kaufen sein wird, ist offen.
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