Das sanfte Frauenporträt von Isabella d’Este ist fragil. Das Bildnis, das Leonardo da Vinci zwischen Dezember 1499 und März 1500 geschaffen hat, wird deshalb selten ausgestellt, und wenn, dann nur zu besonderen Events.
So zuletzt in der großen Leonardo-Werkschau zum 500. Todestag des Renaissance-Malers, die kurz vor Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 zu Ende ging. Seitdem ist die Profilzeichnung wieder in den Reserven des Louvre unter entsprechenden konservatorischen Bedingungen verschwunden.
Zugänglich ist das Bildnis seit kurzem dennoch. Zusammen mit mehr als 480.000 Werken hat der Louvre es ins Internet gestellt. Der Louvre enthülle seine Schätze, sagte Interimspräsident Jean-Luc Martinez, der rund acht Jahren an der Spitze des Museums stand.
Zum ersten Mal könne kostenlos auf alle vom Louvre aufbewahrten Werke zugegriffen werden, unabhängig davon, ob sie im Museum ausgestellt sind, ausgeliehen oder eingelagert, erklärte Martinez anlässlich des einzigartigen Projekts, das unter «www.collections.louvre.fr» zu sehen ist. Der Louvre hat 75 Prozent seiner Bestände zugänglich gemacht. Die restlichen sollen bis 2023 folgen.
Der Kunstfundus ist nach Kategorien wie Malerei, Skulptur und Kunstobjekte unterteilt. Außerdem nach Kunstschulen und den verschiedenen Louvre-Abteilungen – etwa Altertümer aus dem Nahen Osten. Auch nach einzelnen Künstlern kann gesucht werden.
Unter Leonardo da Vinci tauchen 242 Nachweise auf. Verengt man die Auswahl auf seine Malereien, erscheinen noch 11 Einträge. Dem italienischen Meister werden tatsächlich nur wenige Gemälde zugewiesen, Experten gehen von 20 bis 22 Bildern aus. Hingegen hat der Künstler und Gelehrte der Nachwelt zahlreiche Notizen, Skizzen, wissenschaftliche Abhandlungen und Zeichnungen hinterlassen.
An erster Stelle taucht natürlich Leonardos «Mona Lisa» auf. Zum Star des Louvre – der vor den coronabedingten Schließungen täglich von durchschnittlich 20.000 Menschen besichtigt wurde – gibt es mehrere Sondereinträge mit zahlreichen Informationen.
Der Louvre gibt nicht nur seine Sammlungen preis, sondern auch erstaunliche Informationen über die Geschichte und Herkunft seiner Schätze. Über das dramatische Triptychon der Kreuzaufrichtung von Peter Paul Rubens erfährt man, dass es 1950 nach seiner Rückführung im sechsunddreißigsten Konvoi von München nach Paris in den Louvre gelangte – als sogenannte Beutekunst.
Das Gemälde, auf dem der Körper Christi lang ausgestreckt auf einem von Schergen schräg angehobenen Kreuz liegt, wird in der Sammlung unter der Inventarnummer MNR 411 geführt. Dabei steht MNR für ein Verzeichnis, das aus Werken besteht, die einst von den Nazis beschlagnahmt oder von Verfolgten aus Zwang oder Not verkauft wurden.
Das Rubens-Bild ist nicht das einzige Werk, das als «MNR» ausgewiesen wird. In der Louvre-Datenbank tauchen derzeit 1731 solcher Einträge auf. In Frankreichs Museen werden landesweit mehr als 2000 Gemälde, Zeichnungen, Möbel und Kunstobjekte gezählt, die den Einrichtungen nach dem Zweiten Weltkrieg zur Aufbewahrung anvertraut wurden, mit dem Auftrag, ihre rechtmäßigen Eigentümer herauszufinden.
Der Online-Zugang zu den Sammlungen sei ein Werkzeug zur Demokratisierung, erklärte Martinez. An den Start ging das Museum mit seiner Plattform am 26. März. Bereits fünf Tage später soll sie bis zu viermal so viele Besucher angezogen haben wie die traditionelle Internetseite, erklärte Anne-Myrtille Renoux, die Projektleiterin. Im Corona-Jahr 2020 zählte die Museums-Homepage louvre.fr rund 21 Millionen Internetnutzer.
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