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Digitaler Corona-Impfnachweis startet nun schrittweise

Digitaler Corona-Impfnachweis startet nun schrittweise
Jens Spahn präsentiert die App zum digitalen Impfpass.. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Michael Kappeler/dpa)
Kurz vor der Hauptreisezeit kommt der lange geplante digitale Nachweis für Corona-Impfungen. Es geht um eine praktische Ergänzung zum Impfheft aus Papier - für Millionen Bürger aber erst nachträglich.

Einen vollen Corona-Impfschutz kann man künftig auch auf dem Handy vorzeigen – mit einem digitalen Impfpass, der jetzt schrittweise starten soll. Nach einer Testphase sollen sich nun nach und nach Impfzentren, Praxen und Apotheken ans System anschließen.

«Aber nicht alle sind heute oder morgen schon angeschlossen.», sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU). Bis Ende Juni solle die Anwendung namens «CovPass» dann aber für alle Interessenten zur Verfügung stehen. Mehrere Millionen schon geimpfte Menschen sollen den digitalen Nachweis nachträglich bekommen können.

Spahn sagte, vor den Sommerferien gebe es nun eine auch europaweit gültige Lösung, Impfungen mit dem Smartphone nachzuweisen. Die jetzt in den App-Stores verfügbare Anwendung kann als Beleg bei gelockerten Corona-Beschränkungen dienen und soll auch Reisen erleichtern. Dabei geht es um eine freiwillige Ergänzung des weiterhin gültigen gelben Impfheftes aus Papier. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung betonte, es werde nicht sofort einen flächendeckenden Start in den Praxen geben. Technische Voraussetzungen und Klarheit über genaue technische Abläufe seien noch nicht gegeben.

DAS PROJEKT: Deutschland setzt mit dem CovPass ein Vorhaben der Europäischen Union um. Die EU-Länder und das EU-Parlament hatten sich auf Details eines Zertifikats geeinigt, mit dem man Impfungen, Tests und überstandene Covid-19-Erkrankungen nachweisen kann. Die EU habe die Chance, damit einen Standard zu setzen, sagte Spahn. Der digitale Nachweis werden nun bundesweit akzeptiert werden. Ziel sei, dies auch in Helsinki, Amsterdam und auf Mallorca der Fall sei. So eine länderübergreifende Anwendung gebe es auf der Welt sonst nicht.

DIE TECHNISCHE LÖSUNG: Den digitalen Nachweis soll man sich direkt in Praxen oder Impfzentren erstellen lassen können. Dafür wird ein Code erzeugt, den man gleich mit dem Smartphone abscannen oder auf Papier mitnehmen und später scannen kann. Genutzt werden kann der Nachweis dann über eine kostenlose App, die ihn lokal auf dem Handy speichert.

DIE NACHTRÄGLICHE LÖSUNG: Knapp 20 Millionen Bürger sind inzwischen schon vollständig geimpft, ehe der digitale Nachweis starten konnte. Sie können ihn aber nachträglich bekommen. Viele Bundesländer würden in diesen Tagen beginnen, per Post einen QR-Code nach Impfungen in Impfzentren zu verschicken. Den Code kann man dann einscannen. Ärzte und Apotheken können ebenfalls nachträglich Zertifikate erstellen. Viele Apotheken wollen dies ab kommendem Montag anbieten, wie die Branchenvereinigung ankündigte.

DIE SICHERHEITSVORKEHRUNGEN: Um Missbrauch zu vermeiden, dürfen nur autorisierte Personen den digitalen Impfnachweis erstellen. Geschieht dies nachträglich ausgehend vom Papier-Impfheft, soll man auch einen Ausweis vorzeigen müssen. Apotheken sollen Impfbücher auf Fälschungen überprüfen, wie sie es bei anderen Dokumenten wie Rezepten auch schon tun. Auch wegen dieses Aufwands sollen sie jeweils 18 Euro Vergütung für das nachträgliche Erstellen der Digital-Nachweise bekommen.

DIE ALTERNATIVE: Der digitale Impfnachweis kann nicht nur über die neue «CovPass»-App angezeigt werden, sondern auch in der offiziellen Corona-Warn-App des Bundes – die schon mehr als 28 Millionen Mal heruntergeladen wurde. Experten schätzen, dass 25 Millionen Menschen sie aktiv nutzen. Der Unterschied: Die «CovPass»-App hat anders als die Corona-Warn-App keine Kontaktverfolgungsfunktion.

LOB und TADEL: Der Digitalverband Bitkom begrüßte die «rasche Einführung der CovPass-App rechtzeitig vor den Sommerferien». Die Regierung habe in der Pandemie «doch noch einen digitalen Sprint hingelegt.» Wichtig sei jetzt, dass die Übertragung des Impfstatus unkompliziert erfolgen könne – an möglichst vielen Orten und ohne Schlangen vor Apotheken und später auch Praxen und Impfzentren. Der Bitkom bemängelte, dass dazu ein rein digitaler Weg fehle. Ein Online-Portal, auf dem anhand von Chargennummer, Name, Geburtsdatum und Impfdatum das Zertifikat beantragt werden kann, wäre eine deutliche Entlastung gewesen. Eine solche Variante sollte künftig noch zur Verfügung gestellt werden.

DREI PLATTFORMEN: Die CovPass-App wird im Gegensatz zur offiziellen Corona-Warn-App nicht nur für iPhones von Apple und Android-Smartphones mit Google Play Services angeboten, sondern auch für die populären Smartphones des chinesischen Techriesen Huawei. Weil die Impfnachweis-App ohne die Google-Dienste auskommt, greift hier das von den USA verhängte Technologie-Embargo gegen die Chinesen nicht.

VORZEIGEN UND CHECKEN: Parallel zur CovPass-App zum digitalen Impfnachweis kommt auch die Überprüfungs-Anwendung CovPass Check in die App-Stores. Damit können beispielsweise Restaurant-Betreiber mit einem schnellen Scan des vorgezeigten QR-Codes aus dem CovPass überprüfen, ob die Gäste einen vollständigen Impfschutz haben. Sie bekommen dabei nur den Impfstatus und den Namen des Gastes angezeigt, den sie mit dem Personalausweis oder einem anderen Ausweis-Dokument abgleichen müssen.