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Gigabit-Handynetz wird an Gleisen erprobt

Ein neues Projekt der Deutschen Bahn und verschiedener Telekommunikationsfirmen soll ein stabiles Handynetz an Bahngleisen gewährleisten. (Urheber/Quelle/Verbreiter: Hauke-Christian Dittrich/dpa)
Es ist ein bekanntes Problem. Wer im Zug sitzt hat meist eine eher schlechte als rechte Internetverbindung. Mit einem neuen Projekt soll sich das nun ändern.

Damit Zugreisende in einigen Jahren ein sehr schnelles und stabiles 5G-Handynetz haben, hat die Bahn zusammen mit Telekommunikationsfirmen ein Gigabit-Projekt ins Leben gerufen. Hierzu habe man am Dienstag einen 6,4 Millionen Euro schweren Förderbescheid bekommen, teilten die Deutsche Bahn, der Netzbetreiber Telefónica (O2), der Netzwerkausstatter Ericsson und die Funkturmfirma Vantage Towers mit.

Auf einer rund zehn Kilometer langen Strecke zwischen Karow und Malchow in Mecklenburg-Vorpommern sollen zehn Masten errichtet werden, deren Antennen ein hohes Frequenzband nutzen. Der Bau soll zeitnah losgehen, das Projekt läuft bis Ende 2024.

Bisher funkt das Handynetz an den Gleisen in sogenannten Flächenfrequenzen. Die haben zwar eine große Reichweite, aber einen relativ niedrigen Datendurchsatz. Mit Blick auf die rasant steigenden Datenmengen im Internetzeitalter könnten die besagten Flächenfrequenzen künftig nicht mehr ausreichen.

Der Mitteilung zufolge werden Anfang der 2030er Jahre Datenraten von bis zu fünf Gigabit pro Sekunde pro Zug notwendig sein, damit Reisende an Bord Telefon- und Datenverbindungen in der üblichen Qualität haben können. Das ist ein Vielfaches der heutigen Datenraten.

Videokonferenzen, der Download großer Dateien und das Streaming von Filmen oder von Musik werden immer selbstverständlicher – und zwar nicht nur daheim, sondern auch unterwegs. Demzufolge dürfte perspektivisch ein Gigabit-Handynetz an den Schienen nötig sein.

20.000 neue Funkmasten nötig

Bei der Nutzung des hohen Frequenzbandes in 3,6 Gigahertz gibt es allerdings einen Haken: Die Reichweite der Antennen ist gering, sie liegt nur bei einem Kilometer. Würde man beim Handynetz an Zugstrecken künftig auf 3,6 Gigahertz setzen und nicht auf die Flächenfrequenzen, so müsste man schätzungsweise 20.000 neue Funkmasten installieren.

Technisch gesehen ist die Nutzung des 3,6 Gigahertz-Bandes für das Handynetz an Bahngleisen anspruchsvoll, schließlich muss hierbei eine besonders datenintensive Verbindung bei sehr häufigem Funkzellen-Wechsel stabil gehalten werden.

Das Projekt soll zudem Aufschlüsse geben, wie neue Sendeanlagen zwar sicher, zugleich aber auch unkompliziert installiert werden können. So sollen Masten zum Beispiel nur in den Erdboden geschraubt werden, anstatt dafür eine Betonplatte zu gießen. «Für den 5G-Ausbau entlang der Gleise setzen wir auf innovative Funkmastkonzepte, die sich schnell, kosteneffizient und umweltschonend realisieren lassen», erläuterte Vantage-Towers-Vorstand Christian Sommer das Vorhaben.

Wissing: Der Zug als «rollendes Büro»

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sagte, der Zug solle «ein rollendes Büro oder Wohnzimmer» sein, in dem mobiles Arbeiten, Video-Streaming und Handytelefonate technisch einwandfrei möglich seien. «Diese hohe Qualität wird nur mit einer Gigabitversorgung zu erreichen sein», so der Minister.

Die Telefónica-Deutschland-Vorständin Valentina Daiber äußerte sich zuversichtlich. «Heute stellen wir die Weichen für die zukünftige Gigabitversorgung an den Gleisen», sagte sie. Bahn-Vorständin Daniela Gerd tom Markotten betonte, dass man in dem Projekt die Kräfte von Bahn- und Mobilfunkindustrie sowie Funkmastbetreibern bündele, damit der Ausbau der 5G-Netze an den Gleisen zügig vorankomme. «Verbraucherinnen und Verbraucher wollen auch während der Bahnfahrt ein leistungsfähiges Mobilfunknetz für alle ihre digitalen Anwendungen nutzen.»

Offen ist die Frage, wie der Ausbau der zusätzlichen rund 20.000 5G-Standorte bezahlt werden könnte – dieser Ausbau könnte nach Abschluss des Projektes Fahrt aufnehmen. Man brauche «eine tragfähige Finanzierung», sagte Telefónica-Managerin Daiber.