Deutschland wird digitaler – allerdings vollzieht sich diese Entwicklung nicht überall im gleichen Tempo. Und es liegt nicht nur an Fortschrittsmuffeln in der Verwaltung. Die Bürger müssen auch mitziehen wollen.
So wie in Hamburg, das im neuen Deutschland-Index der Digitalisierung den Spitzenplatz belegt. Berlin, das bei der vorherigen Erhebung vor zwei Jahren noch auf Platz eins gelegen hatte, rutschte auf Platz zwei. Am Ende rangieren trotz gewisser Fortschritte Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern, wie aus dem Index hervorgeht, den das Kompetenzzentrum Öffentliche IT am Fraunhofer-Institut am Donnerstag veröffentlichte.
Für den Index schauen sich die Forscher unter anderem die Infrastruktur an, Online-Angebote der Kommunen, die Nutzung digitaler Verwaltungsleistungen durch die Bürger sowie Forschungsförderung und Ausbildungsmöglichkeiten für IT-Fachkräfte.
Der Netzausbau habe 2020 an Fahrt aufgenommen, stellten sie fest. Die größte Ausbauleistung sei dabei in vier zuvor eher schlecht versorgten Ländern – Thüringen, Sachsen-Anhalt, Sachsen und Brandenburg erfolgt. Auch in Bayern und im Saarland habe es eine deutliche Verbesserung gegeben. Der Ausbaustand bei schnellem Internet via Glasfaser sei allerdings immer noch «beklagenswert gering». Glasfaseranschlüsse spielten nach wie vor nur regional eine größere Rolle.
Die Mehrheit der Bundesländer konnte ihre Indexwerte im Vergleich zu 2019 klar steigern oder verblieb zumindest auf ähnlichem Niveau. Hessen und Bayern, die sich unter die ersten Fünf schieben konnten, sowie Thüringen und Sachsen-Anhalt legten besonders stark zu. Lediglich Sachsen und Berlin verloren gegen den Trend, was den Angaben zufolge mit einer im Vergleich zum zurückliegenden Beobachtungszeitraum geringeren Forschungsförderung in diesen beiden Ländern zusammenhängt.
Ein starkes Wachstum zeigt sich in den vergangenen zwei Jahren bei der Anzahl der IT-Beschäftigten. Dem Bericht zufolge nahm die Zahl der sozialversicherungspflichtig beschäftigten IT-Fachkräfte um 13 Prozent zu – gegenüber drei Prozent Wachstum bei allen Beschäftigten. Auch die Durchschnittsgehälter für IT-Beschäftigte stiegen.
Bei den kommunalen Dienstleistungen gab es zuletzt vor allem bei der Kfz-Anmeldung Fortschritte. Laut Index ist die Online-Anmeldung eines Fahrzeugs inzwischen in fast der Hälfte der für den Bericht untersuchten Kommunen möglich. Zwei Jahre zuvor war das erst in etwas mehr als jeder zehnten Kommune der Fall. Eine Baugenehmigung kann dagegen bis heute nur in vier Prozent der Kommunen online beantragt werden. Das könnte sich nach Einschätzung der Forscher allerdings demnächst ändern: Denn seit Beginn dieses Jahres steht im Landkreis Nordwestmecklenburg ein Online-Bauantrag als volldigitaler Prozess zur Verfügung. Dieser könnte nach dem Prinzip «Einer für Alle» demnächst von anderen Kommunen übernommen werden.
Auf der Nutzerseite hat sich nach Erkenntnissen der Forscher in Zeiten von Lockdown und Homeoffice zudem gezeigt, dass diejenigen, die vorher schon viele Dinge online erledigt haben, Dauer und Volumen ihrer Online-Nutzung steigerten. Der Anteil der Menschen, die täglich das Internet nutzen, wuchs den Angaben zufolge jedoch nur moderat. Die Suche nach Informationen über das Coronavirus und die am eigenen Wohnort oder bei Reisen geltenden Regeln zur Eindämmung der Pandemie sorgten allerdings dafür, dass online verfügbare Informationen der Kommunen zur Zeit stärker nachgefragt sind als in normalen Zeiten.
Bei den Bundesländern mit einem besonders hohen Anteil von Bürgern, die täglich das Internet nutzen, bildeten Bayern (75,3 Prozent), Rheinland-Pfalz (74,0 Prozent) und Hamburg (71,6 Prozent) die Spitzengruppe. Die hinteren Plätze belegten laut Umfrage Brandenburg (57,6 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (57,0 Prozent) und Thüringen (56,0 Prozent).
Mitte 2020 hatte im Schnitt gut 40 Prozent der Bürger über 16 Jahre in den zurückliegenden zwölf Monaten online einen Antrag bei der Verwaltung gestellt oder ein Formular übermittelt. Mit gut 50 Prozent war der Anteil der Nutzer solcher Online-Angebote in Hamburg am höchsten. In den anderen Ländern bewegte sich der Anteil zwischen 34 Prozent (Sachsen) und 44 Prozent (Baden-Württemberg).
Immer mehr Menschen verstehen inzwischen, was Künstliche Intelligenz (KI) ist und wofür man sie nutzen kann – die Zahl ihrer Skeptiker wächst ebenfalls. Laut Index sehen 40,7 Prozent der Bevölkerung KI als Bereicherung an. 26,5 Prozent nehmen sie eher als Bedrohung war. 32,8 Prozent der Befragten äußerten sich neutral.
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