Autofahrer können über eine neue Service-App der bundeseigenen Autobahngesellschaft mehr und bessere Informationen über die Verkehrslage bekommen. Die Gesellschaft stellte die Anwendung für Smartphones am Dienstag in Köln vor. Die App soll keine Konkurrenz sein zu Google Maps & Co. – sondern eine Ergänzung.
Die Autobahn GmbH verspricht viel Mehrwert, die Rede ist von «exklusiven Daten». So würden Verkehrs- und Infrastrukturinformationen sowie weitere Daten rund um die Autobahnen erstmalig gebündelt in einer Anwendung geliefert. Nutzer sollen sich über Hunderte Webcams entlang der Autobahnen selbst ein Bild über die Verkehrslage machen können.
Autofahrer sollen außerdem besser über Umleitungen informiert werden und darüber, wann Baustellen oder Unfallstellen wieder aufgelöst werden. Die Autobahngesellschaft komme als erste an die entsprechenden Informationen und gebe sie über die App weiter, früher als etwa Google Maps, sagte Strategiechef Albrecht Klein. In einer geplanten weiterentwickelten Version sollten sich Autofahrer außerdem Wochen vor einer Reise darüber informieren können, wo es auf einer bestimmten Strecke Baustellen gibt und wann welche geplant sind.
Eine eigenständige Zielführung soll nicht möglich sein, wie es in einem Papier der Autobahn GmbH heißt: «Die Autobahn-App ist keine Navigations-App und konkurriert somit nicht mit etablierten Navigationsanbietern.» Es erfolge eine Übergabe der Route, das bedeutet von Start und Ziel, an die von Nutzern verwendete Navigations-App – in der Startversion sind dies Apple Karten und Google Maps.
Wie bei anderen Apps zeigt die der Autobahn GmbH Staus entlang der Route an. Sie soll außerdem darstellen, wo und welche Art von Ladesäulen es für Elektroautos gibt und wo Park- und Rastplätze. Lkw-Fahrern sollen Parkplatzdaten angezeigt werden, neben Standorten auch Informationen darüber, ob es eine Dusche, einen Shop oder WLAN gibt. Nutzerbezogene Standortinformationen sollen laut Papier nur dann erhoben werden, wenn sich ein Nutzer beim Routen-Check für die Kartenansicht aktiv orten lassen möchte.
«Die Autobahn-App spricht Nutzerinnen und Nutzer an, die zusätzlich zu den Möglichkeiten ihrer verwendeten Navigations-App weitere verlässliche Informationen zu den Autobahnen suchen», sagte Stephan Krenz, Vorsitzender der Geschäftsführung der Autobahn GmbH. «Unser Ziel ist, die Autobahnfahrt mit der App für alle noch komfortabler zu machen.»
Der FDP-Verkehrspolitiker Oliver Luksic sagte, die App biete den Autofahrern einige praktische Hinweise zu Verkehrsaufkommen oder E-Ladesäulen, biete aber wenig Mehrwert im Vergleich zu bestehenden Angeboten. «In Sachen digitale und dynamische Verkehrssteuerung sollte bald noch mehr möglich sein.»
Laut einer repräsentativen Umfrage des Digitalverbandes Bitkom nutzen lediglich 19 Prozent der Menschen, die mit einem Auto, Motorrad oder Wohnmobil unterwegs sind, Smartphone-Programme. Um Staus zu entgehen, informierten sich die allermeisten noch immer über das Radio oder nutzten ein klassisches Navigationsgerät.
Eine Google-Sprecherin sagte zur App der Autobahn GmbH: «Es gibt viele verschiedene Kartendienste, und wir begrüßen das, denn es treibt Innovationen voran und sorgt letztendlich für bessere Produkte und Erfahrungen für die Menschen, die diese Dienste nutzen. Wir bei Google konzentrieren uns weiterhin auf die Herausforderung, der wir uns bereits vor über 15 Jahren gestellt haben: die Welt in Google Maps zu erfassen.»
Die App der Autobahn GmbH ist kostenlos und werbefrei und steht für die Systeme iOS und Android zur Verfügung. Sie sei eine Weiterentwicklung der Informationsapp «Meine Autobahn» – Grundlage waren laut Autobahn GmbH Funktionalitäten der App «Verkehr.NRW».
Die Länder waren bis zum Jahresende 2020 für den Betrieb, den Erhalt und den Ausbau der Autobahnen zuständig, seit Anfang 2021 ist es der Bund. Ziel der Großreform: zügiger bauen und weniger Staus. Denn gebaut werden muss weiter viel auf den Fernstraßen des Bundes, es gibt einen hohen Sanierungsbedarf bei Straßen und Brücken.
Mit der Neuaufstellung sollen Baufirmen den gleichen Ansprechpartner haben, Ausschreibungen und Regeln sollen vereinheitlicht, Projekte aus einer Hand geplant werden. Es geht um ein Autobahnnetz von 13 000 Kilometern.
An der neuen Autobahngesellschaft hatte es immer wieder Kritik gegeben, etwa weil die Kosten gestiegen sind oder es Verzögerungen bei IT-Systemen gab. Und eigentlich sollte die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs und -bau GmbH in die Autobahn GmbH integriert werden – das aber wurde angesichts rechtlicher Bedenken gestoppt. Nun geht die App an den Start und soll zeigen, was die Autobahn GmbH kann.
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