Immer mehr Menschen in Deutschland nutzen ein Smartphone. Doch gleichzeitig werden immer weniger neue Geräte verkauft. Das geht aus einer Marktprognose des Digitalverbandes Bitkom hervor, die am Donnerstag in Berlin veröffentlicht wurde.
Danach wird die Zahl der Smartphone-Nutzer in diesem Jahr von 79 Prozent der Bundesbürger ab 16 Jahren auf 83 Prozent steigen. Das entspricht 57,4 Millionen Menschen und einem Plus von 1,4 Millionen.
Der Absatz von Neugeräten wird der Prognose zufolge im Jahr 2022 allerdings erstmals seit vielen Jahren unter die Schwelle von 20 Millionen fallen. Bereits 2020 sank der Absatz leicht um 0,8 Prozent auf 22 Millionen Geräte. 2021 fanden noch 20,4 Millionen neue Smartphones einen Käufer. Für das laufende Jahr sagt der Bitkom ein Minus von 3,9 Prozent auf 19,7 Millionen Geräte voraus.
Zwei Trends stecken dahinter
Das Minus beim Absatz wird allerdings beim Umsatz weitgehend ausgeglichen, weil die Käufer zu teureren Geräten greifen. So sinkt der Umsatz der Prognose nach nur leicht von 11,0 Milliarden Euro auf 10,9 Milliarden Euro – auch weil der Durchschnittpreis für ein neues Smartphone um 14 Euro auf 553 Euro steigt.
Telefónica-Deutschlandchef Markus Haas, Präsidiumsmitglied im Bitkom, machte für den Absatz-Rückgang zwei Trends verantwortlich. Zum einen seien wegen der anhaltenden Chip-Lieferkrise etliche Modelle nicht in den gewünschten Stückzahlen verfügbar. Zum anderen sei ein Trend zur Nachhaltigkeit erkennbar, sagte Haas: «Der Wunsch nach aktuellen Smartphones mit der besten Technik ist groß, aber im Vergleich zu den vorherigen Jahren werden die Geräte im Durchschnitt später ausgetauscht. Die Verbraucherinnen und Verbraucher geben also im Zweifel lieber mehr Geld aus, um sicherzugehen, dass sie länger etwas von ihren Geräten haben.»
Insgesamt kann sich die Branche über die wirtschaftliche Entwicklung in der Corona-Krise nicht beklagen. Der Bitkom erwartet, dass die Umsätze der Branche rund um die Smartphones auch im zweiten Corona-Jahr auf dem hohen Niveau von 2021 bleiben: 2022 werden von der Branche in Deutschland voraussichtlich 36,8 Milliarden Euro umgesetzt – 600 Millionen Euro mehr als im vergangenen Jahr. Den größten Anteil am Umsatz machen demnach Daten- und Sprachdienste mit 20,6 Milliarden Euro aus. Der App-Markt wächst laut Bitkom-Prognose auf 3,3 Milliarden Euro.
Kritik an neuen Vertrags-Regeln
Unzufrieden zeigte sich der Verband mit den rechtlichen Rahmenbedingungen. Auf Kritik stießen vor allem die jüngste Änderungen des Kündigungsrechtes, über die sich auch Fitness-Clubs und andere Unternehmen beklagen. Wer früher seinen Handyvertrag kündigen wollte, musste auf Fristen achten, damit die Kündigung mindestens drei Monate vor Vertragsende beim Anbieter einging – ansonsten verlängerte sich der Vertrag in der Regel um ein ganzes Jahr. Inzwischen können die Kunden nach Ablauf der Mindestlaufzeit monatlich Ihren Handyvertrag kündigen.
Haas verwies auf den recht hohen Durchschnittspreis für neue Handys von 553 Euro und den Preisen, die die Menschen in Deutschland eigentlich maximal für ihr neues Smartphone ausgeben wollen. Beim «Wunschpreis» liege der Durchschnitt bei nur 232 Euro. «Die niedrigen Wunschpreise erklären sich durch die attraktive Kombination von Gerätefinanzierung und Tarifen der Mobilfunkunternehmen. Die Begrenzung der Vertragslaufzeit durch den Gesetzgeber setzt dieses Preismodell allerdings unter Druck.»
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