Top-Manager und Politiker in Deutschland sehen die Bedrohungslage im Cyberraum auf einem Rekordniveau.
Neben klassischen Hacker-Angriffen und Datendiebstählen fürchten sich die Entscheidungsträger vor allem vor einer Meinungsmanipulation durch gefälschte oder unrichtige Nachrichten. Das geht aus dem «Cyber Security Report 2021» hervor, der am Dienstag von dem Meinungsforschungsinstitut Allensbach und dem Wirtschaftsprüfungsunternehmen Deloitte in Berlin veröffentlicht wurde.
Danach sehen 77 Prozent der Abgeordneten und Führungskräfte den Datenbetrug als höchstes Cyberrisiko für die Menschen in Deutschland an. Vor zwei Jahren lag dieser Wert bei 70 Prozent.
Auf ein neues Rekordhoch stieg auch die Sorge vor Fake News: 75 Prozent der Befragten sehen ein Risiko, dass die öffentliche Meinung durch gefälschte oder unrichtige Nachrichten manipuliert wird. Beschleunigt durch die Corona-Pandemie verlagere sich der Wahlkampf teilweise ins Netz. Entsprechend groß sei die Sorge um die Manipulation der öffentlichen Meinung durch Fake News.
«Information, Meinungsbildung und gesellschaftliche Debatten verändern sich durch die Digitalisierung und damit auch die demokratische Kultur», erklärte Prof. Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach. «Das bietet Chancen, bringt aber auch erhebliche Risiken mit sich, gerade auch für die Meinungsbildung vor Wahlen.»
Führungskräfte sehen Chancen in sozialen Medien
Trotz der Bedenken wegen Fake News, Filterblasen und Shitstorms stehen die Entscheidungsträger den sozialen Medien eher positiv gegenüber: Die meisten Führungskräfte aus mittleren und großen Unternehmen (58 Prozent) und die Mehrheit der befragten Abgeordneten (60 Prozent) sehen darin eher Chancen als Risiken.
Der zunehmende Einfluss von Facebook, Twitter & Co. auf die politische Meinungsbildung wird allerdings kritisch gesehen. Für 55 Prozent der Abgeordneten überwiegen in sozialen Medien eher die Risiken für die Demokratie (2019: 50 Prozent). Dabei bewerten 86 Prozent der Abgeordneten Filterblasen als eine sehr große oder große Gefahr für die Demokratie.
15 Prozent der Unternehmen Opfer von Shitstorms
Deutlich niedriger liegen die Werte bei den sogenannten Shitstorms, also einer lawinenartigen Negativkritik in sozialen Netzwerken, Blogs oder Kommentarfunktionen von Internetseiten. 15 Prozent der Wirtschaftsführer berichten davon, dass ihre Unternehmen bereits Opfer eines Shitstorms geworden sind. Überdurchschnittlich häufig betroffen sind große Unternehmen mit 1000 und mehr Mitarbeitern. 22 Prozent hatten mindestens einen solchen Vorfall in der Vergangenheit.
Im Vergleich zu den Unternehmen sind Abgeordnete wesentlich häufiger von Shitstorms betroffen. Knapp jeder zweite Abgeordnete (49 Prozent) war schon bereits mindestens einmal einem Shitstorm ausgesetzt.
Acht Jahre nach den Enthüllungen des US-Whistleblowers Edward Snowden, der ein weitreichendes Überwachungsprogramm durch US-amerikanische und britische Geheimdienste aufgedeckt hat, geht die Sorge der Entscheidungsträger vor einer staatlichen Überwachung zurück. Aktuell fürchten sich noch 48 Prozent der Befragten vor einer Überwachung aus Ländern wie den USA oder China. 2017 lag dieser Wert noch bei 54 Prozent. Eine Überwachung durch den deutschen Staat befürchten aktuell neun Prozent, 2017 befürchteten noch 21 Prozent eine Bespitzelung im Inland.
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